Zürich, immer noch im Februar 2021
«Es läuft, und läuft, und läuft!» Diesen Monat begannen wir mit der Veröffentlichung von Texten aus der Vergangenheit zu unserem tollen Schriftsetzer-Beruf. Und das Thema liegt nach wie vor in der Luft! Durch Zufall stiess die Redaktion beim Schmökern auf ein köstliches Gedicht mit dem Titel «Der Typograph». Diese Zeilen wurden in einer Spezialausgabe der seinerzeit renommierten Zeitschrift ATLANTIS vom August 1940 abgedruckt, die aus Anlass des 500-Jahr-Jubiläums zur grandiosen Erfindung Johannes Gutenbergs herausgegeben wurde.
Der Typograph
Wer mit Garmond und Petit
sich am Setzerkasten müht,
täglich früh den Winkelhaken
linkerhand muss emsig packen,
Bleistaub schluckt den ganzen Tag,
bis er nur noch trinken mag,
den benennt man stolz und brav
urlängst schon als "Typograph".
Lehrjung' doch muss er erst sein,
und da weihet er sich ein,
in die Wunder mancher Schrift,
dass er stets das Rechte trifft.
Jegliches an seinem Platz,
macht er auch nur glatten Satz,
oder will er mal auf Erden
guten Schlusses Metteur werden,
vielleicht wenn er noch dreister,
Buchdruck-Kunst-Maschinenmeister.
Typograph ist ein Beruf,
den Gott für die Hellern schuf.
Denn es heisst dem Teufel wehren,
der gar manches möcht verkehren,
Fehler schmuggelt und drob lacht,
wenn man Zeitungsböcke macht.
Ist die Lehrzeit dann vorbei,
heisst man Huber oder Frei,
gibt's noch eine Gautscherei.
Und da geht's also dabei:
Dass zwei Kräftige oder drei
treten an den Kasten 'ran,
packen keck den jungen Mann,
tragen wohl ihn oder übel
hin zu einem vollen Kübel,
tauchen ihn gehörig ein,
weil er halt getauft muss sein!
Und zum guten End vom Spass,
geht er heim ganz pudelnass.
Denn es wirkte wundersam
noch zum Schluss der nasse Schwamm.
So nur - Riese oder Zwerg -
wird er Jünger Gutenbergs.
Der Autor des Gedichts ist nicht bekannt.
Der Reim wurde in der Original-Formulierung mit viel Freude auf dem PC in der wundervollen Garamond gesetzt von Gilde-Gutenberg-Mitglied Garmond.
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