Direkt zum Hauptbereich

Fachausdrücke im Druckergewerbe

Im traditionellen Druckergewerbe hat sich im Laufe der Zeit ein Branchen spezifisches Vokabular herausgebildet, das in den Betrieben der grafischen Branche und für deren Kunden zur Umgangssprache gehört. Wir wollen etwas Licht ins Dunkel dieser "Geheimsprache" bringen, indem wir im Gilde-Gutenberg-Blog eine fortlaufende Liste von Begriffen führen und Erklärungen dazu liefern. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie kann Nutzern als Nachschlagewerk zur Deutung von einzelnen Begriffen dienen, sie ermöglicht aber auch generell Interessierten den Einblick in die Besonderheiten des Druckergewerbes.

A

Ablegen
Mit diesem Begriff wird im Handsatz/Bleisatz das Zurücklegen der einzelnen Buchstaben in den Setzkasten nach dem Druckvorgang bezeichnet.

Absatz
Gliederung eines zusammengehörenden Textes (in der Regel ist der Absatz durch einen Einzug bei der 1. Zeile erkennbar).

Abschnitt
Unterteilung verschiedener Texte (z.B. durch eine Leerzeile).

Abziehpresse
Von Hand betriebene Kleindruckpresse in der Setzerei, um Einzelabzüge anzufertigen (hauptsächlich Probe- oder Korrektur-Abzüge).

Akkurat
Die Akkurat ist eine moderne Groteskschrift. Die Gestaltung erinnert an Schriften wie Univers oder Helvetica. Ein besonderes Merkmal im Vergleich zu den Groteskschriften ist das dreistöckige "g" der Akkurat. Die Akkurat gibt es in drei Strichstärken mit Kursiven. Die Schrift wurde von Laurenz Brunner entwickelt und erschien 2004 bei Lineto.

Akzidenzdruck
Der Begriff stammt aus der Zeit von Bleisatz und Buchdruck und benennt die Herstellung von Gelegenheits-Drucksachen (abgeleitet vom lat. accidentia "Zufall"), d.h. konkret von Erzeugnissen, die nicht den Gruppen "Bücher / Zeitungen / Zeitschriften zuzuordnen waren.

Akzidenzschrift
Akzidenzschriften wurden in der Zeit von Bleisatz und Buchdruck verwendet (s. oben, unter
"A, Akzidenzdruck"). Der Begriff grenzte diese Schriftarten - deren Schriftgrade in der Regel grösser sind, als die anderer Schriften - gegen die Brotschriften (genutzt im Mengen- und Fliesstext) ab. (Siehe dazu auch unter "B, Brotschrift"). 

Ahle (Setzer-Ahle )
Für den Handsetzer (Bleisatz) ist die Setzer-Ahle ein einfaches Werkzeug, das genutzt wird, um Bleibuchstaben aus einem Satz in der Druckform oder aus dem Setzkasten heraus zu heben. Die Ahle wird auch zum Ausbinden des Satzes mit der Kolumnenschnur verwendet. Eigentlich handelt es sich um eine übliche Ahle, wie sie auch Handwerker benutzen.                                                                         
Alinea
Absatz (Beginn eines neuen Absatzes, 1. Zeile eines Absatzes, links bündig).

Antiqua (Schrift)
Antiqua bezeichnet die Schriftgattung der ab 1470 für den Buchdruck entstandenen, gut lesbaren Satzschriften des lateinischen Alphabets, die heutzutage die Standard-Schriftgattung für Mengentext in westlichen Sprachen ist. Die Antiqua unterscheidet sich von der Schriftgattung der gebrochenen Schriften durch gerundete Bögen, durch Serifen und ein meist offeneres und helleres Druckbild. Die Antiqua ist auch fünf Jahrhunderte später die aktuell am häufigsten genutzte Schrift. Deshalb wirken in dieser Schrift gesetzte Werke aus der Renaissance erstaunlich modern. Im engeren typografischen Sinne versteht man unter Antiqua die Hauptschriftgruppe  klassischer Serifenschriften mit deutlichem Strichkontrast, während die serifenlose Grotesk (Linear-Antiqua) nicht dazu gerechnet wird, obwohl diese auch auf der Antiqua im allgemeinen Sinne (als Schriftgattung) beruht.

Ausbinden
Im Handsatz wird um den fertig gesetzten Satz eine Schnur gelegt, damit der Satz zusammengehalten wird und nicht auseinanderfallen kann. Dafür wird eine sogenannte Kolumnenschnur verwendet. Diese Tätigkeit nennt man "Ausbinden". (S. auch unter "K, Kolumnenschnur").


Ausschluss-Material
Nichtdruckende Teile in der Grösse des jeweiligen Schriftgrades für den Abstand zwischen den einzelnen Wörtern in einer Zeile (s. auch unter "B Blindmaterial").

Ausschliessen
Die Leerräume zwischen den Wörtern mit veränderbaren Abständen versehen.

Ausschiessen
Ausschiessen bedeutet das Anordnen aller Seiten einer Druckform nach genauen Regeln, so dass sich auf dem bedruckten und gefalzten Bogen für die Seitenzahlen die richtige Reihenfolge ergibt.

Austreiben
Erweitern der Wortzwischenräume, um die vorgegebene Zeilenbreite zu erreichen.
Erweitern der Zeilenabstände, um die vorgegebene Höhe des Satzspiegels zu erreichen.

Auszeichnung /Auszeichnen
Hervorheben von Buchstaben, Wörtern, Zeilen oder Absätzen innerhalb eines gesetzten Textes.

Autotypie
Die Autotypie ist ein fotografisches und chemisches Verfahren zur Herstellung von Klischees für den Buchdruck, insbesondere zum Wiedergeben von Halbtönen und Fotografien. Das Bild wird in einzelne Rasterpunkte zerlegt. Davon fertigt man ein Rasternegativ an, das auf eine lichtempfindliche Schicht einer Zinkplatte kopiert wird.  In einem Säure-Bad werden die nicht druckenden Teile tiefer geätzt, sodass beim Einfärben vor dem Druckgang nur die höher gelegenen Teile eingefärbt und gedruckt werden.  Die Rasterdichte wird auf die zum Einsatz kommende Papierqualität abgestimmt. Für raue Papiere (z.B. Zeitungen) verwendet man grobe Raster, für Feinpapiere (Kunstdruck/Bilderdruck) werden feine Raster gewählt. 

B

Baskerville                                      
Übergangs-Antiqua (Stellung als Übergang zwischen Renaissance und klassizistischen Schriftschnitten). Die Schrift galt seinerzeit als technischer Meilenstein und als wichtige Referenz für die späteren Klassizisten. Trotzdem zog man oft die Caslon vor, welche als englische Antiqua par excellence gilt.

Bembo
Antiqua-Schriftart (französische Renaissance-Antiqua), entwickelt vom Italiener Francesco Griffo. Bembo war die Grundlage für die Garamond, hat aber kantigere Serifen.

Bleisatz                                           
Herstellung von Druckformen für den Buchdruck (Hochdruck). Blei-Lettern / Einzelbuch-staben werden zur Form einer Seite zusammengesetzt.

Blindmaterial
Begriff für die nicht druckenden Teile einer Druckform im Bleisatz. Das sind die nicht druckenden Teile für die Wortabstände und die nicht druckenden Teile für die Abstände zwischen den Zeilen.

Blindtext
Ein Blindtext ist ein Text aus aneinander gereihten Wörtern ohne Zusammenhang. Die Wörter sind meist fiktiv und ergeben keinen Sinn. Das sollen sie auch nicht, denn ein Blindfluss soll lediglich den Lesefluss eines Fliesstextes simulieren und wird zum Entwerfen und Layouten benutzt. Der Betrachter des Entwurfs soll nicht vom Text-Inhalt abgelenkt werden und sich nur auf das Design und die Anordnung des Textes konzentrieren.
Blindtext wird auch als "Platzhalter" für den Originaltext in einem Entwurf bezeichnet.

Das berühmteste Beispiel für Blindtext ist der Text "Lorem ipsum":

Lorem ipsum in der Schrift Helvetica.  Der Text ist kein richtiges Latein. Es sind aber etliche lateinische Wörter erkennbar, die aus einem Text des römischen Philosophen Cicero stammen. (Bild Gemeinfrei).


Blocksatz                                        
Alle Zeilen werden auf die gleiche Breite gesetzt.

Bodoni
Antiqua-Schriftart, entwickelt vom Italiener Giambattista Bodoni. Seine Schrift-Entwürfe waren beeinflusst von Baskerville (England) und Didot (Frankreich).

Broschur                                         
Bindeart. Der Kartonumschlag wird mit dem Rücken des Buchblocks verklebt.

Brotschrift
Brotschrift hiess die Schriftart, in der Fliess- und Mengentext gesetzt wurde und die auch Grundschrift genannt wurde. Der Begriff entwickelte sich aus dem Umstand, dass in der Zeit, als reiner Handsatz üblich war,  die Schriftsetzer mit dieser Art von Schriften "ihr tägliches Brot" verdienten.

Buchdruck

Buchdruck bezeichnet fachsprachlich das in unserem Kulturkreis von Johannes Gutenberg um 1450 etablierte Hochdruckverfahren, das bewegliche Lettern zur Erstellung der Druckform nutzt. Der Einsatz des Verfahrens zur Reproduktion von Büchern gab dem Verfahren seinen Namen. Aber auch andere Drucksachenarten können in der Technik des Buchdrucks vervielfältigt werden. Der Buchdruck wurde im Laufe des 20. Jahrhundert weitgehend durch den Offsetdruck verdrängt.


Buchblock

Der Buchblock besteht aus den bedruckten und gefalzten Lagen eines Buches.


Buchdecke

Die Buchdecke bezeichnet den Teil des Buches, der sich um den Buchblock fügt und diesen schützt. Der Begriff  wird im Gegensatz zum allgemeineren  Begriff  "Buchumschlag" für Fest-Einbände mit entsprechenden Deckeln verwendet.


Buchrücken

Der Buchrücken ist die schmale, links liegende Seite eines Buches, an welcher der Buchblock am Einband befestigt ist.


Buchschnitt

Als Buchschnitt werden die drei offenen Seiten eines Buchblocks bezeichnet: Oberschnitt, Unterschnitt, Vorderschnitt.


C

Caslon    
Barock-Antiqua, entworfen vom Engländer William Caslon (1692 – 1766). Sie gilt als erste, in England entstandene Schriftfamilie. Vorher mussten Schriften importiert werden (damals meistens aus Holland).

Chemigraf
Chemigrafen stellten Klischees aus präparierten Zink-, Kupfer- oder Magnesiumplatten her, in dem sie Filme oder Farbauszüge für Mehrfarbendruck auf diese Platten übertragen und nicht zu druckende Teile herausätzen. Diese Klischees dienten als Druckstock für das Hochdruckverfahren (Buchdruck). Der Beruf ist seit 1998 ausgestorben.

Cicero
Gehört zum auf dem Didot-Punkt basierenden typografischen Masssystem. 1 Cicero umfasst 12 Didot-Punkte.

Columbian
Druck-Presse aus Gusseisen, die den Buchdruck effizienter machte. Um 1800 wurde in Philadelphia die gusseiserne Columbian Press konstruiert.


D

Dickte
Im Bleisatz die Breite eines Zeichens mit dem nicht druckenden freien Raum links und rechts.

Didot  
Klassizistische Antiqua-Schriftart. Erste Entwürfe stammen von François Didot. Weiterentwicklung durch Angehörige der Drucker- und Schriftgiesser Familie Didot in Paris.

Didot-Punkt   
Das typografische Masssystem basiert auf dem Didot-Punkt oder dem typographischen Punkt und ist Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich zur einheitlichen Grössen-bestimmung von Buchstaben und Schriftgraden und Abständen festgelegt worden. Es geht auf den Pariser Typographen Pierre Simon Fournier zurück.
1 Didot-Punkt (oder 1 typographischer Punkt) misst 0,375 mm (DIN, 1975).

Divis
Bindestrich im Schriftsatz.

Druckerballen
Zur Zeit des frühen Buchdrucks verwendete man Druckerballen als Werkzeuge, um die Druckform einzufärben (auch eine Erfindung von Johannes Gutenberg). In der Regel wurden zwei Ballen zusammen genutzt. Die Druckerballen bestanden aus einem hölzernen Griff und dem Ballholz aus Linde, Erle oder Ahorn, einem leichten und zähen Holz. Das Ballholz in Form einer schüsselförmigen Scheibe war mit Wolle oder Rosshaar gefüllt und mit Schafs-, Kalbs- oder Hundeleder überzogen

Der Ballenmeister hielt je einen Ballen in jeder Hand und nahm mit kreisenden Bewegungen Farbe vom Farbtisch auf, anschließend wurden beide Ballen gegeneinander gerieben, um eine gleichmäßige Farbverteilung zu gewährleisten. Dann wurden beide Ballen mit gleichmäßigen kreisenden Bewegungen über die Druckform geführt, wobei die Farbe nur die Oberfläche des Satzes erreichen durfte, ohne ihn zu verschmieren.

Durchschuss

Nicht druckendes Material (s. auch Blindmaterial)  in unterschiedlicher Stärke und in unterschiedlicher Satzbreite für das Erstellen des Abstandes zwischen den einzelnen, gesetzten Zeilen.

Durchschiessen
Die einzelnen Zeilen eines Bleisatzes mit veränderlichen Zeilenabständen versehen.

Duktus
Schriftbild/Schriftcharakter.

E

Das Eszett (schweizerisch das Scharf-S)  = ß
Das Schriftzeichen Eszet ß (die Verbindung der Buchstaben «S» und «Z») ist eine Besonderheit im deutschsprachigen Schriftsatz. Es wurde im Mittelalter eingeführt, um den S-Laut nach Lang-Vokalen (z.B. Fuss, Strasse usw.) und Doppel-Vokalen (z.B. heissen, aussen usw.) speziell zu betonen.

In der Schweiz nennt man das Schriftzeichen «Scharf-S». Bereits seit 1938 wird es im Schulunterricht nicht mehr gelehrt. Grundsätzlich wird hier in allen Fällen Doppel-S («ss») verwendet.

In Deutschland und Oesterreich ist das Eszett nach wie vor in Gebrauch. Es ist in beiden Ländern Teil der offiziellen Rechtschreibung.

Et-Zeichen = &
Das Et-Zeichen & (auch als "Und-Zeichen" oder "Kaufmanns-Und" benannt) ist eine Ligatur aus den Buchstaben "e" und "t"; das lateinische Wort "et" bedeutet "und". In diesem Sinne wird das Zeichen auch heute noch verwendet, und zwar hauptsächlich bei Firmen-Namen (z.B. Huber & Meier GmbH; Müller & Cie. usw.).
Interessanterweise hat das Zeichen heute auch Einzug in der "freiheitlichen" Typografie gehalten und es wird in den verschiedensten Schriftarten und Schriftgrössen  als gestalterisches Element verwendet für das Wort "und".

F

Faktor
Chef einer Setzerei.

Fisch
Bezeichnung für Buchstaben, die im Bleisatz innerhalb eines Setzkastens in falsche Fächer abgelegt werden.

Flattersatz
Satz mit unregelmässigem Zeilenende, d.h. der Satz ist nach rechts offen. Der Wortverlauf soll sinngemäss sein, Trennungen sind möglichst zu vermeiden.

Fliesstext
Fliesstext wird im Schriftsatz durchgängiger Text benannt, der fortlaufend, ohne Unterbrechungen durch Absätze, Überschriften, Bilder usw. gesetzt wird. Meistens macht er beispielsweise den grössten Anteil eines Buches aus, er sollte aber nicht als Mengentext (s. unter "M") bezeichnet werden.

Folio
Format einer Handschrift (einmal gefalteter Bogen). Ein Foliant (Handschrift im Folio-Format) ist ca. 30 - 45 Zentimeter hoch.

Fraktur
Sammelbegriff für gebrochene Schriften. Sie war die meist verwendete Druckschrift im deutschen Sprachraum von Mitte des 16. Jahrhunderts zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Frosch (Handsatz)
Bewegliches Stück am Winkelhaken zum Einstellen der Satzbreite und zum Feststellen der gesetzten Zeilen.

Frontispiz
Bei Büchern Abbildung oder Illustration vor der Titelseite.

Frutiger
Adrian Frutiger war ein Schweizer Schriftgestalter, seine zwei berühmtesten Schriften sind die Univers und Roissy (eine Frühform der Frutiger). Weitere, von ihm entworfene Schriften: Avenir, Centennial, Iridium, Meridien, Serifa.

G

Galvano
Galvano nennt man ein Klischee-Duplikat, das bei höheren Auflagen als Faksimile-Druckplatte (Faksimile = orginalgetreue Nachbildung der Original-Vorlage) zum Einsatz kommt, um den Original-Druckstock  vor starker Abnützung zu bewahren. Kurzfassung zur Herstellung eines Galvanos: Vom Original wird eine Matrize erstellt, die beim Galvanisieren mit einer Kupferhaut überzogen wird. Diese Kupferhaut wird abgelöst und mit Blei hintergossen. In der Nachbearbeitung wird das Galvano so hergerichtet, dass es in einer Bleisatz-Form integriert und mit gedruckt werden kann.
Galvanotechnik bedeutet die elektrochemische Ableitung metallischer Niederschläge auf Werkstücke in einem elektrolytischen Bad, wobei elektrischer Strom durch das Bad geleitet wird.
Die Erfindung der Galvanotechnik um 1837 ist dem deutschen Physiker und Ingenieur Moritz Hermann von Jacobi zuzuschreiben. Seit dieser Zeit kommen Galvanos im Buchdruck zum Einsatz, und zwar damals zum Drucken von höheren Auflagen ab hölzernen Druckstöcken (Holzschnitte). Später wurden dann bis zum Ende der Buchdruck-Ära um 1980 Galvanos auch als Duplikate für Zinkklischees gefertigt, um diese nicht der starken Abnützung beim Druck von höheren Auflagen auszusetzen.

Garmond
Schriftgrösse / Schriftgrad von 10 Punkt (im typografischen Masssystem, s. auch unter "Didot-Punkt").

Garamond Claude
Claude Garamond (auch Garamont), 1480 bis 1561, war ein französischer Schriftgiesser, Typograf, Stempelschneider und Verleger. Von ihm stammt die noch heute verwendete Schriftart Garamond.

Garamond
So wird eine Gruppe von Schriftarten mit dem Charakter einer französischen Renaissance-Antiqua benannt. Die Garamond-Schriftarten wurden im 16. Jahrhundert auf der Grundlage des umfassenden Schriftschaffens von Claude Garamond (s. oben) gefertigt. Sie weisen eine ausserordentlich gute Leserlichkeit auf und kommen bis heute sehr oft zum Einsatz.

Gautschen
- Das Auspressen des Wassers direkt nach dem Schöpfen des Papiers.
- Gesellentaufe (in voller Kleidung) mit viel Wasser für ausgelernte Schriftsetzer
  und Buchdrucker.

Gautschbrief
Nach dem Gautschen erhält jeder frisch gegautschte Geselle eine Urkunde, die beweist, dass er als vollwertiger Fachmann in den Kreis der Gesellen aufgenommen wurde. In früheren Zeiten diente der Gautschbrief als Fachausweis und musste auf der Wanderschaft vorgewiesen werden, wenn jemand sich unterwegs um Arbeit bewarb.

Gemeine
Typografischer Begriff für Kleinbuchstaben (s. auch Minuskeln).

Geviert
Eine typografische Masseinheit im Bleisatz. Nichtdruckender Wortabstand (quadratisch in der Grösse des jeweiligen Schriftgrades, z.B. beim Schriftgrad von 12 Punkt ist die Breite des Gevierts ebenfalls 12 Punkt usw.).

Grotesk (Schrift)
Die Grotesk ist eine serifenlose Schrift aus der Schriftartenfamilie Antiqua. Sie wird auch «Serifenlose Antiqua» oder «Antiqua Sans Serif»(französisch) genannt. Typischerweise ist bei Groteskschriften die Strichstärke der Buchstaben fast gleichmäßig.
Die Bezeichnung Grotesk ist heute sehr gebräuchlich. Sie leitet sich davon ab, dass sie bei ihrer Erfindung als Groteske (als sonderbare, aber dennoch reizvolle Entstellung) angesehen wurde, weil die gleichmässige Strichstärke und der Verzicht auf die Serifen nicht den damaligen Lesegewohnheiten entsprachen. 
Die Grotesk wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts in England erfunden, weil der Bedarf an kreativ auffallenden Schriften für die Werbung ausserordentlich gestiegen war. 1816 wurde die erste Grotesk kreiert und auf den Markt gebracht, und zwar von William Caslon IV., dem Urenkel des berühmten Schriftgestalters und Schriftgiessers William Caslon.

 

H


Handsatz
Nur von Hand gesetzter Satz, zum Unterschied zum mit der Zeilengiessmaschiene (Setzmaschine) hergestellter Satz (Linotype).

Hauskorrektur
Druckereiinterne Korrekturen bei einem Druckgut, im Gegensatz zu Korrekturen, die vom Autor angebracht werden (Autorkorrektur).

Hochzeit
Begriff für den Satzfehler, wenn zwei gleiche Wörter direkt hintereinander gesetzt sind.

Hurenkind
Begriff für den Fehler, wenn beim Textumbruch die letzte Zeile einer Spalte oder eines Abschnittes als erste Zeile oben an einer Spalte oder einer Seite steht.

I

Initiale
Geschmückter Anfangsbuchstabe als erster Buchstabe am Beginn von neuen Seiten oder Kapiteln in einem Buch.

Inkunabeln
Bezeichnung für mit beweglichen Lettern gesetzte Drucke aus der Anfangszeit von Johannes Gutenberg, die bis Ende Dezember 1500 produziert wurden (s. auch unter Wiegendrucke).

Italic
Ausdruck für schräg laufende Schriften (kursiv). Muster: Garamond kursiv.

Italienne
Italienne-Schriften zeichnen sich hauptsächlich durch sehr dicke Serifen aus (meistens doppelt so dick, wie der Hauptstamm). Muster: 
(Bild gemeinfrei)

J

Jungfrau
Ein Text, der vom Setzer komplett fehlerfrei gesetzt wurde.

K

Kapitälchen
In Antiqua-Schriften: Buchstaben in der Form von Versalien (Grossbuchstaben), die aber nur die Höhe der Mittellängen von Kleinbuchstaben aufweisen (haben keine Über- und Unterlängen).

Klischee (von französisch Cliché = Druckplatte)
In der Technik des Buchdrucks (Hochdruck-Verfahren) ist das Klischee eine fotochemisch oder maschinell hergestellte Druckplatte zur Wiedergabe von Illustrationen (Fotos, Zeichnungen, Grafiken etc.). Ein Klischee für den Buchdruck (Hochdruck-Verfahren) besteht traditionellerweise aus Zink (s. Zinkklischee), Kupfer (s. Galvano), Blei (s. Stereotypie). Heute werden Klischees auch aus Kunststoff-Materialien hergestellt.

Konkordanz
Typografische Masseinheit von 48 Punkten oder 4 Cicero.

Kolumne
Bezeichnung für eine Spalte mit gesetzten Zeilen.

Kolumnenschnur
Eine Schnur, die im Bleisatz verwendet wird, um den fertigen Satz beim Transport oder der Lagerung zusammen zu halten und zu stabilisieren.

Kompress
Typografische Bezeichnung für einen Satz ohne Durchschuss, d.h. ohne Abstand zwischen den Zeilen.

Korrekturfahne (Druckfahne)
Begriff für einen Abzug von noch nicht umbrochenem Satz, um diesen auf Fehler zu kontrollieren.

Korrekturzeichen
Werden verwendet zum Anzeichnen von Fehlern in Texten. Korrekturzeichen und Fehler sind am rechten Papierrand zu wiederholen.
*
Hinweis:
Wer  beim Übermitteln von Korrekturen klare  Korrekturzeichen verwendet, kann Fehler vermeiden. In Deutschland sind die Korrekturzeichen  unter DIN 16511 geregelt und festgehalten. Inzwischen sind diese im ganzen deutschen Sprachraum  üblich und finden dort Anwendung.
Eine praktische Hilfe zum Gebrauch in der täglichen Praxis hat Tobias Wölky, visueller Gestalter aus Hamburg, unter dem Titel "Kleine Fibel zum richtigen Umgang mit Korrekturzeichen" verfasst, die er allen Nutzerinnen und Nutzern kostenlos zur Verfügung stellt.
Sind Sie an (fast) fehlerfreiem Deutsch interessiert, dann klicken Sie auf Korrekturzeichen Fibel

*
Kursiv
Sammelbegriff für nach rechts geneigte Schriften. (S. auch unter "I, Italic").

L

Laufweite
Die Breite, die einzelne Buchstaben einer Schrift einnehmen. Im Bleisatz ist die Breite des Buchstabens durch den Metall-Kegel bestimmt (s. auch unter Dickte). Im Bleisatz ist das Erweitern der Laufweite möglich durch Sperren (einfügen von Abständen zwischen den einzelnen Buchstaben. (S. auch unter Spationieren, Sperren).

Leiche
Ein fehlender Buchstabe oder ein fehlendes Wort im gesetzten Text.

Letter
Bezeichnung für einen aus Blei gegossenen Buchstaben im Handsatz.

Lettera
Lettera Text ist eine vom Schriftdesigner Kobi Benezri gestaltete Schrift ohne Serifen, die in sechs Schnitten entwickelt wurde (Lineto).

Ligatur
Begriff für eine Verbindung, in der Schriftzeichen (Buchstaben) zu einem Doppelzeichen verbunden werden (z.B. fi, fl, ft etc.).

Linksbündig
Begriff für einen Zeilenfall, bei dem alle Zeilen-Anfänge links senkrecht untereinander stehen und die Zeilen rechts frei auslaufen.

Linotype
Begriff für die Linotype(-Zeilen)-Setzmaschine, mit der ganze Druckzeilen in Blei gegossen werden (die Arbeiten "Setzen" und "Giessen" werden an einer Maschine ausgeführt).
Erfunden wurde die Linotype vom deutschen Uhrmacher Ottmar Mergenthaler, der 1872 nach den USA auswanderte, dort sich zum Spezialisten für Satz- und Druckmaschinen entwickelte und 1884/86 die Zeilensetzmaschine auf den Markt brachte.

M

Majuskel
Typografischer Fachausdruck für die Grossbuchstaben des Alphabets (s. auch unter Versalie).

Makulatur
Fehlerhaft bedrucktes Papier (das in der Regel schon in der Druckerei aussortiert wird).

Manuskript
Begriff für die originale Vorlage des Autors für die Setzerei / Druckerei.

Marginalie
Randbemerkungen zu einem Text, die ausserhalb des Satzspiegels platziert werden.

Mengentext
Mengentext nennt man den Haupttext von Büchern, Zeitschriften und Ähnlichem (der oft als Fliesstext gesetzt wird).

Mettage
Im Bleisatz das Zusammenfügen von Satz und anderen grafischen Bestandteilen (z.B. Zeichnungen, Fotos, Tabellen usw.) zu ganzen Seiten (s. auch unter U, Umbruch).

Minuskel
Typografischer Fachbegriff für Kleinbuchstaben (s. auch unter G, Gemeine).

Monotype
Setzmaschine, mit der einzelne Buchstaben gesetzt und gegossen werden (erfunden 1897 in den USA).

N

Nonpareille
Gehört zum auf dem Didot-Punkt basierenden typografischen Masssystem. 1 Nonpareille umfasst 6 Didot-Punkte (s. auch unter D, Didot-Punkt).

O

Offizin
Offizin ist die lat. Bezeichnung für Werkstätte. In früheren Zeiten wurde der Begriff für die Benennung von Druckereien verwendet.

Offsetdruck
Ein Flachdruckverfahren, bei dem der Druck indirekt erfolgt, und zwar von der Druckplatte auf ein Gummituch und von dort auf das Papier. Das Verfahren ist heute sehr gebräuchlich und hat den früher dominierenden Buchdruck (Hochdruckverfahren) in der Praxis verdrängt.

P

Pachulke
Setzergehilfe, Setzergeselle ohne Meisterbrief.

Pagina
Begriff für die Seitenzahl eines Buches.

Parenthese
Begriff für ein Klammerzeichen (eckig [oder] rund).

Perforation
Stanzung im Druckbogen, durch die sich ein Teil (z.B. Postkarte) problemlos abtrennen lässt.

Petit
Gehört zum auf dem Didot-Punkt basierenden typografischen Masssystem. 1 Petit umfasst 8 Didot-Punkte (s. auch unter D, Didot-Punkt).

Planobogen
Ein flach liegender ungefalzter Druckbogen.

Prägen
Im Buchdruck wird zwischen Farbprägung und Blindprägung unterschieden. Z.B. wird bei einem Buch der Titel auf die Frontseite des Umschlags geprägt (mit einem Prägestempel in der Prägemaschine). Oder bei Akzidenzen, (Visitenkarten, Briefbogen usw.) wird zur besonderen Hervorhebung das Firmenzeichen (Logo) auf das Druckgut geprägt.

Punzen
Begriff für die nicht druckenden Teile eines Bleibuchstabens.

Punkt
Typografische Masseinheit, (s. unter D, Didot-Punkt).

Q

Quadräteln
Würfelspiel der Setzer mit Gevierten aus dem Setzkasten (Bleisatz), s. auch unter Geviert.


R

Rechtsbündig
Begriff für einen Zeilenfall, bei dem alle Zeilen-Enden rechts senkrecht untereinander stehen und die Zeilen links frei anfangen.

Reglette
Begriff für nicht druckendes Blindmaterial im Bleisatz, das für die Abstände zwischen den Zeilen verwendet wird, s. auch unter Blindmaterial.

Revision
Begriff für die letzte Überprüfung einer Druckform auf Fehler, bevor die ganze Auflage gedruckt wird.

S

Satzspiegel
Dieser Begriff bezeichnet die Nutzfläche auf dem bedruckten Papier, auf der sich der Text befindet.

Satzschiff / Schiff
Im Bleisatz bezeichnet dieser Begriff eine mobile Arbeits- und Abstellfläche, die auch für den Transport des Satzes dient.

Schmutztitel
Begriff bei der Buchherstellung, mit dem das Blatt vor dem Titelblatt des Buches bezeichnet wird.


Schön- und Widerdruck
lautet die Bezeichnung für das vor- und rückseitige Bedrucken eines Druckbogens. Schöndruck heisst der erste Druckgang. Nach dem Wenden des Druckbogens erfolgt der zweite Druckgang, der Widerdruck genannt wird. Der Begriff Schöndruck etablierte sich,  weil im Buchdruck (= Hochdruck-Verfahren) durch die technisch bedingte Schattierung auf der Rückseite des Druckbogens gerasterte Abbildungen (Autotypien-Klischees) nur auf der Vorderseite gut  (= schön) gedruckt werden konnten.

Schriftgrad, Schriftgrösse
Begriff für die Bezeichnung der Grösse der Schrift im typografischen Masssystem Punkt 
(s. auch unter Didot-Punkt).

Schriftschnitt
Dieser Begriff bezeichnet die verschiedenen Varianten einer Schrift (z.B. Normal, Halbfett, Fett, Kursiv usw.).

Schusterjunge
Begriff für den Fehler, wenn beim Textumbruch die erste Zeile einer Spalte oder eines Abschnittes allein unten an einer Spalte oder einer Seite steht.
Hinweis: In der Schweiz ist dafür der Begriff Waisenkind (s. unter W.) gebräuchlich.

Schweizerdegen
Begriff für Personen im Buchdruck, die sowohl Schriftsetzer, wie auch Buchdrucker gelernt hatten.

Spationieren
Begriff aus dem Handsatz/Bleisatz, der bedeutet, dass die Abstände zwischen einzelnen Buchstaben oder Zahlen mit hauchdünnen Plättchen (s. auch unter Spatium) leicht erweitert werden.

Spatium
Hauchdünne Blei-, Messing- oder Kupfer-Plättchen (in der Regel 0,25, 0,5 und 1 Punkt stark), die im Handsatz/Bleisatz Verwendung finden, wenn Abstände zwischen einzelnen Buchstaben erweitert werden müssen, um die genaue Satzbreite einer Zeile zu erzielen (Anwendung beim Blocksatz, bei dem alle Zeilen gleich breit sein müssen). Diese Spatien müssen in der Grösse von jedem Schriftgrad (meistens von 8 - 16 Punkt), in der Regel in separaten Ablagefächern,  vorhanden sein (s. auch unter spationieren).

Sperren
Typografischer Begriff für das besondere Hervorheben von Textteilen oder Titeln durch das markante Vergrössern der Abstände zwischen den Buchstaben durch einschieben von nichtdruckendem Ausschlussmaterial zwischen die Buchstaben.
 
Spiess

Begriff für ungewollt mitdruckendes Blindmaterial, z.B. Wort- oder Zeilenzwischenräume, die in der Druckform nach oben gerutscht sind und beim Druckvorgang mit eingefärbt werden.

Stehsatz
Begriff für Texte, die im Bleisatz/Handsatz immer wieder verwendet und deshalb stehen gelassen und nicht abgelegt werden.

SCH

Scharf-S  = ß
Schweizerischer Begriff für das Schriftzeichen Eszett. Erklärungen s. unter "E" - Eszett.

T

Times
Times ist der Name einer Antiqua-Schrift, die original im Jahr 1931 von Stanley Morrison und Victor Lardent für die in England erscheinende Zeitung The Times entworfen wurde.

Typometer
Bezeichnung des Massstabes mit der Skala im typografischen Masssystem (Handwerkzeug des Schriftsetzers und des Buchdruckers).

Typografin / Typograf

Typografische Gestaltung

Typografisches Massssystem

Typografischer Punkt

Tertia
Begriff für den Schriftgrad von 16 Punkt im typografischen Masssystem.

U

Umbruch
Im Bleisatz das Zusammenfügen von Satz und anderen grafischen Bestandteilen (z.B. Zeichnungen, Fotos, Tabellen usw.) zu ganzen Seiten (s. auch unter Mettage).

V

Vakatseite
Begriff für eine leere, unbedruckte Seite in einem Buch, die bei der Zählung der Seiten eingerechnet wird.

Versalie
Typografischer Fachausdruck für die Grossbuchstaben des Alphabets (s. auch unter M, Majuskel).

W

Waisenkind
Begriff für den Fehler, wenn beim Textumbruch die erste Zeile einer Spalte oder eines Abschnittes allein unten an einer Spalte oder einer Seite steht.
Hinweis: In Deutschland / Oesterreich ist dafür der Begriff Schusterjunge gebräuchlich.

Widerdruck
Siehe unter Schöndruck / Widerdruck.

Wiegendruck
Bezeichnung für mit beweglichen Lettern gesetzte Drucke aus der Anfangszeit von Johannes Gutenberg, die bis Ende Dezember 1500 produziert wurden (s. auch unter Inkunabeln).

Winkelhaken
Fachausdruck für das Werkzeug aus Metall, in dem der Schriftsetzer die einzelnen Bleibuchstaben zu Wörtern und Zeilen zusammenstellt. Der Winkelhaken ist mit einem 
beweglichen Stück versehen - genannt Frosch - zum Einstellen der Satzbreite und zum Feststellen der gesetzten Zeilen (s. auch unter Frosch).

Z

Zwiebelfisch
Dieser Fachausdruck im Bleisatz bezeichnet Buchstaben aus einer falschen Schriftart, die versehentlich in einem Setzkasten abgelegt wurden.


Zusammengestellt ab 2018 von Bruno Sidler (gelernter Schriftsetzer, Herausgeber des Blogs "typoinfo.ch).
Quellen: Eigene Berufskenntnisse des Autors, Wikipedia.

Kommentare